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25.9.2015 Kloster Himmerod in der Südeifel

Die Kirche in Himmerod kurz nach dem Konzertmit Orgel und Trompete 2013
Die Kirche in Himmerod
kurz nach dem Konzert
mit Orgel und Trompete 2013
Restbestände der ehemals berühmten Bibliothek werden beim Auktionshaus Venator & Hanstein in Köln versteigert. Kurz zuvor gab es eine positive Wende, um die sich mehrere Kunsthistoriker sehr bemüht hatten: das wertvollste Objekt - eine Pergament-Handschrift aus dem 12. Jahrhundert wurde zurück gezogen und an das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz verkauft - kurz bevor es zu einem Spekulationspreis z.B. in die USA hätte geliefert werden können. Der Listenpreis im Katalog der Agentur für dieses sehr alte Buch beträgt 30.000 Euro. Es trägt heute die Himmeroder Signatur Hs.1, und war die einzige noch in Himmerod verbliebene Handschrift aus der berühmten mittelalterlichen Sammlung. Erst im Jahr 1952 hatte die Abtei das Buch vom Freiherrn von Cramer-Klett zurück erworben. In den SWR Nachrichten wird am Abend ein sehr ansprechendes kurzes Video über die Vorgänge gezeigt – mein herzlicher Dank dafür gilt insbesondere Dunja von Morzé. Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz veröffentlichte gestern eine Presseerklärung. Zwei Wochen zuvor schon wurde in der öffentlichen Facebook-Gruppe Himmerod/Eifel eifrig diskutiert.

Die Vorgänge habe ich zum Anlass genommen, hier eine chronologische Übersicht der Geschichte des Klosters aufzuschreiben. Wer sich nur für die Geschichte der Bibliothek in Himmerod (Stand 2002) interessiert, die im Jahr 2015 beendet ist, findet sie auf der Seite des Klosters.

Allgemein ist zunächst zu bemerken, dass das Zisterzienser Kloster zum Bistum Trier gehört und im Landkreis Bernkastel-Wittlich liegt, nahe an der Grenze zu Frankreich, Luxemburg und Belgien.

Tochterkloster war
- das Kloster Heisterbach (1189), (heute eine Ruine), im Siebengebirge in der Nähe von Bonn
und ist
- das Kloster Itaporanga (1936) in São Paulo/Brasilien.

Das Himmeroder Kloster heißt Claustrum beatae Mariae virginis und ab Ende des 13. Jahrhunderts Haimerode (Rodungsland des Haymo). Es gehörte zum Kurfürstentum Trier, Saardepartement Frankreich (1801-1815), danach zur zur preußischen Rheinprovinz (1815-1945).

1134 wird das Kloster gegründet als das größte deutsche Filialkloster des 1115 gegründeten Mutterklosters Clairvaux, das seinerseits vom 1098 gegründeten Kloster Citeaux gegründet wurde. Himmerod ist das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von Bernhard von Clairvaux gegründet wird. Nur Himmerod und Eberbach stehen in der Filiationslinie von Clairvaux, alle anderen deutschen Gründungen gingen von Morimond aus, das zusammen mit dem erstgenannten, mit La Ferté und mit Pontigny zu den vier ältesten burgundischen Tochterklöstern von Citeaux gehört. Der Konvent in der Eifel ist die erste Klostergründung von Clairvaux auf deutschem Gebiet.

Zwischen 1153 und 1156 besiedelt die Klostergemeinschaft die Abtei Châtillon im Bistum Verdun (heute Gemeinde Pillon im Departement Meuse), eine Tochtergründung des Klosters Trois-Fontaines, und gründet als eigenes Tochterkloster im Jahr 1189 die Abtei Heisterbach.

Männer aus allen Schichten der Bevölkerung treten in die Klostergemeinschaft ein. Durch konsequente Eigenarbeit erlebt Himmerod eine erste materielle Blüte. Musterhafte Wirtschaftsbetriebe für Ackerbau und Wein entstehen. Im Jahre 1224 bestimmt der Abt des Mutterklosters Clairvaux, dass die Anzahl der Mönche nicht mehr als 60 und die der Laienbrüder nicht mehr als 200 betragen durfe. Kloster Himmerod besitzt dann einen großen Grundbesitz, den es teilweise verpachtet.

Im Jahre 1519 erfährt das Kloster eine erneute Aufwertung durch Papst Leo X., der den Äbten von Kloster Himmerod die Pontifikalien, also die bischöflichen Insignien wie Mitra und Krummstab verleiht. Ab dem 15. Jahrhundert wird die Abtei zu einem religiösen und kulturellen Mittelpunkt der Eifel. Im Dreißigjährigen Krieg hat die Abtei schwer unter den plündernden Soldaten zu leiden.

In den Jahren 1621-1630 wird die romanische Klosterkirche restauriert. Im Jahre 1641 legt der Abt Matthias Glabus aus Lieser (Mosel) trotz des andauernden Krieges den Grundstein für einen Klosterneubau, der 1688 unter Abt Robert Bootz vollendet wird.

1735 erfolgt der Abbruch der alten Basilika, und die wohl größte Barockkirche der Großregion entsteht. Unter Abt Leopold Kamp beginnt der Architekt Christian Kretzschmar im Jahre 1739 mit dem Neubau einer barocken Klosterkirche im Zisterzienserstil mit Dachreiter, ohne Kirchtürme. Die Kirche wird 1751 fertiggestellt.

Am 2. Juli 1802 werden Kirche und Klostergebäude versteigert und zum Abbruch freigegeben.

Am 26. Juli 1802: Aufhebung des Klosters durch die französische Regierung unter Napoleon aufgehoben. (9. Juni 1802 ergeht der Konsularbeschluss in Paris über die Aufhebung aller geistlichen Korporationen.) Nach der Säkularisation verfallen Kloster und Kirche.

Im Jahr 1803 ersteigert ein Hüttenbesitzer das Kloster, der nach der Demontierung des kupfernen Kirchendaches verschwindet. Danach wechseln die Besitzer, die das Kloster hauptsächlich als Steinbruch nutzen. Nur die Mühle und das Pförtnerhaus bleiben verschont. Der letzte Besitzer Reichsgraf Ottokar von Kesselstatt verkauft das Gut 1919 an deutsche Trappisten aus Mariastern (Bosnien).

1920: Neubesiedelung durch die bosnische Abtei Mariastern.

Im Jahre 1922: Neugründung des Klosters durch deutsche Zisterzienser-Mönche aus der Abtei Marienstatt im Westerwald. Die zerstörte barocke Abteikirche kann aber erst vierzig Jahr später wieder eröffnen. Zu ihr gehört eine Orgel der traditionsreichen Bonner Firma Klais.

1925-1927: Errichtung neuer Klostergebäude auf Grundrissen des 17. Jahrhunderts,

Von Himmerod aus wird im Jahr 1936 die Abtei Heiligkreuz in Itaporanga bei São Paulo/Brasilien errichtet.

Die Kirche in Himmerod wird im zweiten Weltkrieg bis auf wenige Mauerreste zerstört.

Vom 5.-9. Oktober 1950 tagen in Himmerod ehemalige deutsche Wehrmachtsoffiziere, um im Auftrag der Bundesregierung um Kanzler Adenauer die deutsche Wiederbewaffnung vorzubereiten. Das Ergebnis der Tagung ist die Himmeroder Denkschrift.

Ab 1952: Baubeginn der Klosterkirche nach barocken Plänen. Unter Abt Vitus Recke (geb. in Bickenriede/Eichsfeld, Abt in Himmerod von 1937 bis 1959) wird sie wieder aufgebaut und 1962 fertiggestellt. Weihe am 15. Oktober 1960.

Am 10. September 2008 legen erstmals Rekruten der Bundeswehr in Himmerod das feierliches Gelöbnis ab.

Bildschirmbild, der  SWR Nachrichten am 25.9. 2015
Bildschirmbild, der SWR Nachrichten
am 25.9. 2015
2010 wird das 875-jähriges Jubiläum der Gründung durch Abt Bernhard von Clairvaux gefeiert.

18.08.2011: Deutschlandradio berichtet, dass die Betriebsgesellschaft der Abtei Insolvenz beantragt hat. Der Fischereiverkauf ist schon geschlossen und befürchtet wird, dass der Klosterladen oder das Restaurant bald schließen. Im Oktober berät eine Kongregation von 15 Zisterzienserklöstern im deutschsprachigen Europa, wie es in Himmerod weitergehen soll. Die Insolvenz tritt ein. Das Kongregationskapitel beschließt im Herbst, es noch einmal zu versuchen. Der emeritierte Abt Thomas Denter (Kloster Marienstatt im Westerwald) leitet zeitlich befristet Himmerod als sogenannter "Administrator". Unterstützung erhält er von einem großen engagierten Förderverein unter Vorsitz von Dr. Thomas Simon (IT-Haus in Föhren). Der Förderverein übernimmt Ende 2011 die Leitung der Wirtschaftsbetriebe - nach eigenen Angaben ohne hohe Beraterhonorare und Geschäftsführergehälter. Am Gründungstag des Fördervereins, dem 19. November 2011 eröffnen die Betriebe neu.

Am 2.8.2012 ist eine Delegation der Landes CDU-Landtagsfraktion mit Julia Klöckner Gast in Himmerod. In der Presseerklärung von Hans-Josef Bracht ist neben anderen Projekten auch von der Restauration historisch wertvoller Bücher der Himmeroder Klosterbibliothek zu lesen - für ca. 250.000 €.

14. Mai 2013: Pressegespräch mit Administrator P. Cyrill Greiter OCist (Zisterzienserkloster Stams in Tirol,für 2 Jahre in Himmerod) und dem Vorsitzenden des Fördervereins Dr. Thomas Simon: sie informieren darüber, dass die Forellenzucht und die Gaststätten verpachtet sind, und die Übernachtungen im Gästehaus und im Kloster im Jahr 2012 um zehn Prozent gesteigert wurden.

29. Oktober 2013: Einreichung der Dissertation „Mühlenwirtschaft der Zisterzienser im Mittelalter am Beispiel des Zisterzienserklosters Himmerod“ an der Universität Trier.

Bildschirmbild der  Facebook-Gruppe Himmerod/Eifeliin der vor der Versteigerung informiert und diskutiert wurde.
Bildschirmbild der
Facebook-Gruppe Himmerod/Eifel
iin der vor der Versteigerung
informiert und diskutiert wurde.
Am 1.10. 2014 wird P. Dr. Johannes G. Müller zum 56. Abt der Abtei Himmerod gewählt. Abtsbenediktion ist am 30.11.14.

Am 15.9.2014 meldet die Zeitung Trierischer Volksfreund, dass die Abtei mit Fischzucht (Zusammenarbeit mit der Dividendo Integration GmbH des DRK-Sozialwerks Bernkastel-Wittlich) und Konzerten wieder Gewinne erzielt. Auch ein Kräutergarten solle zukünftig Einnahmen bringen. Der Förderverein habe das Anwesen gerettet. Eine weitere Einnahmequelle sind die Gästeübernachtungen. Himmerod bietet "Null-Sterne-Luxus-Übernachtungen", ohne Internet, ohne Fernsehen, ohne Telefon. Bürgermeister a.D. Walter Densborn (VG Manderscheid) hatte die Gastronomie drei Jahre zuvor ehrenamtlich übernommen. Statt 200 000 Euro Minus werde nun Gewinn erwirtschaftet, und dem Kloster könnten jährlich 80 000 Euro Pacht und laufende Kosten bezahlt werden. Es gebe 13 feste Arbeitsplätze und weitere 15 Stellen für Aushilfen.

26.9.2015: Restbestände der ehemals berühmten Bibliothek werden beim Auktionshaus Venator & Hanstein in Köln versteigert. Das wertvollste Objekt - eine Pergament-Handschrift aus dem 12. Jahrhundert mit der Himmeroder Signatur Hs1 wurde kurz zuvor aus der geplanten Versteigerung heraus genommen und an das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz verkauft. Von dem ehemals berühmten Bestand der Himmeroder Bibliothek (hauptsächlich theologische Schriften) sind nur mehr 152 Handschriften nachweisbar. Sie stehen heute in Berlin, Bonn, Düsseldorf, Koblenz, Wien, Abtei Clerf/Luxbg., Paris, Chantilly, Amiens, Brüssel, Leyden, London, Manchester, Baltimore, Camarillo/Kalifornien, New York und in Koblenz.


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