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13.3.2015 PLEWA Werk gibt Speicher auf?
24 Beschäftigte des ehemaligen Traditionsunternehmens PLEWA aus Speicher beginnen am heutigen Freitag einen Warnstreik. Denn die Arbeit in Speicher soll ab November stark eingeschränkt werden.
Der ehemals europaweit führende Hersteller von Schornsteintechnik, hatte am 27. Februar 2008 beim Amtsgericht Bitburg einen Insolvenzantrag gestellt. 60 von 150 Mitarbeitern der zwei Werke in Speicher und dem bayerischen Klardorf wurden entlassen. 33 von ihnen waren davon in Speicher beschäftigt gewesen. Bereits während des Insolvenzverfahrens wurde mit dem Umbau zu mehr Vertriebsorientiertung begonnen. Im September 2008 übernahm (nach Angaben des Insolvenzverwalter Jens Lieser) die österreichische Frühwald-Gruppe die Mehrheit in der neu gegründeten Auffanggesellschaft.
Die Firmenadresse lautet jetzt PLEWA SchornsteinTechnik und HeizSysteme GmbH Tongrubenstrasse 10 D - 92421 Schwandorf – Klardorf. Hauptgesellschafter wurde mit 90 % der Anteile die BaTiWe Beteiligungsgesellschaft mbH, Holding der Frühwald Gruppe. Weitere 10 % erhielt der neue Geschäftsführer Josef Dirscherl (zuvor Prokurist und Leiter des Werks Klardorf).
Vor einem Jahr meldete die Zeitung, dass die Keramik-Sammlung Plein-Wagner (Plewa) im Heimatmuseum in Speicher zu sehen sein wird. Das ist aber bis heute noch nicht der Fall. Soweit ich weiß, wurde die Sammlung dem Heimatmuseum sehr wohl angeboten.
Der schöne Museumskatalog "Eifelkeramik: Sammlung Jacob Plein-Wagner" ist erfreulicherweise noch im Internet zu finden: http://www.eifelkeramik.de/Download/files/KatJPW.pdf . Auch über die Töpfergeschichte in der Süd-West-Eifel ist noch viel im Internet nachlesbar: www.eifelkeramik.de - eingestellt von Michael Plein aus Trier im Jahr 2007.
Seit vielen Generationen wirkten Angehörige der Speicherer Plein-Familien als Töpfer, Krugbäcker, Keramiker. Jakob Plein aus Speicher (1836-1903) - Sohn des Töpfers Johann Plein und dessen Ehefrau Anna Maria geb. Remmy - war ein ökonomisch, technisch und künstlerisch kreativer Meistertöpfer seiner Zeit. Schon 1485 war ein Vorfahr von ihm unter den Gründern der Töpfer-Bruderschaft. Jakob Plein heiratete Katharina Wagner eine Bauerntochter aus Beilingen. In dieser Ehe Plein-Wagner gabe es 15 Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten, darunter der spätere Neugründer und Abt des Klosters Himmerod, Bruder Hugo Plein (1876–1962). Bis 1868 betrieb Jakob Plein-Wagner die Krugbäckerei mit einem Gesellen und einem Ofen. Dann gründete er ein Dachziegelwerk und beschäftigte bald zwölf Arbeiter. Aus der „Steinzeugfabrik von Jakob Plein-Wagner Speicher“ ging schließlich das PLEWA-Werk hervor.
Heute gibt es nur noch einen einzigen Betrieb mit einem Töpfermeister in der Töpferstadt Speicher: die kunstkeramischen Werkstätten von Walter Plein.
Aktualisierung am 9.10.2015: Nach einem Führungswechsel hat das Unternehmen PLEWA SchornsteinTechnik und HeizSysteme GmbH die Entscheidung zurück genommen, den Standort Speicher Ende Oktober aufzugeben. Die meisten langjährig beschäftigten Mitarbeiter können ihre Arbeit in Speicher fortsetzen - auch Karl Boden, Produktionsleiter, stellvertretender Betriebsrat und im 26. Jahr im Unternehmen. Neue Geschäftsführer sind Horst Schöffmann (Produktion und Technik) und Arndt Mirtl (Kaufmännischer Bereich). Die Aufgabe des Standortes Speicher hatte Anfang des Jahres der damalige Geschäftsführer Christoph Schmitt getroffen. Ende Juli wurde er durch die Herren Schöffmann und Mirtl ersetzt. Erst vor wenigen Tagen wurde dann gemeinsam mit der Gewerkschaft ein neuer Sozialplan erstellt. 19 Kündigungen wurden einvernehmlich zurück genommen. Verhandlungen mit dem privaten Eigentümer des ehemaligen Plewa-Werkes im Stadtzentrum Speicher müssen noch geführt werden. Der Standort Speicher sei wichtig, um den Marktanteil in den Benelux-Ländern auszuweiten.